Gründer-Initiative in Kärnten: Von der Idee zum Unternehmer

08.01.2020

Junge Menschen, die gute Ideen haben und den Sprung in die Selbstständigkeit wagen wollen, haben es nicht immer leicht. Neben der Unsicherheit, die besonders bei innovativen Gründungsvorhaben mitschwingt, ist mangelnde Unterstützung auf dem Weg zum Unternehmer, zur Unternehmerin eine der häufigsten Ursachen für das Scheitern. In Kärnten schließt nun ein spezielles Angebot sehr erfolgreich diese Lücke. Es erhöht die Gründungsbereitschaft und verbessert das Image des Landes als attraktiver Standort.

Foto des Build Gründerzentrums mit Legoturm und Personengruppe im Hintergrund

„Es gibt viele interessante Projekte und Ideen. Die Anfangsfinanzierung ist teilweise aber relativ schwierig, weil es in der Region wenige Business Angels und es damit nicht leicht ist, an Risikokapital zu kommen“, erklärt Erich Schwarz, Leiter des Instituts für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung (IUG) an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, die Ausgangslage. Dem soll die Initiative des Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) namens „Umsetzung innovativer Gründungsideen“ (UiG) entgegenwirken.

Das neunmonatige Programm basiert auf IWB/EFRE-Förderungen und verleiht innovativen, technologieorientierten Gründungsvorhaben den notwendigen Schub. „Man muss sich mit seiner Geschäftsidee bewerben und einer Jury stellen“, so Schwarz. Wer es geschafft hat, erhält ein umfassendes Coaching und die Möglichkeit, sein Geschäftsmodell zu optimieren sowie marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Teil davon ist ein vier Monate dauerndes build!-UP Programm im build! Gründerzentrum in unmittelbarer Nähe der Universität.

Auf eigenen Beinen stehen

„Mit der Umsetzung innovativer Gründungsvorhaben sind anfangs Unsicherheiten und Risiken verknüpft. Sehr viele, die beispielsweise im Rahmen der Dissertation oder eines Forschungsprojektes interessante Ergebnisse zutage gefördert haben, trauen sich diesen Schritt nicht zu“, ergänzte der Projektleiter und stellvertretende Institutsleiter, Patrick Holzmann: „Man muss viel Zeit investieren und hat mitunter auch erhebliche finanzielle Aufwände.“

Umso wichtiger sei das EU-geförderte UiG-Programm, bei dem die potentiellen GründerInnen an der Universität angestellt sind.  Dadurch kann man sich in einem sicheren Rahmen klar werden, ob die Idee wirklich Potenzial hat, beziehungsweise ob man als Person geeignet ist, Unternehmerin, Unternehmer zu werden. Es wird auch ermöglicht, bereits in der Frühphase die Reißleine zu ziehen, wenn die Marktprüfung oder technologische Prüfung negativ ausfällt.

"Förderungen sind eine wichtige Unterstützung in diesem langen, letztendlich die Region verändernden Prozess hin zu mehr Mut, Kreativität und unternehmerischem Handeln“
Erich Schwarz, Leiter des Instituts für nnovationsmanagement und Unternehmensgründung (IUG) an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Programm gut angelaufen

Von den elf im Jahr 2018 gestarteten Projekten haben zehn bereits das ganze UiG-Programm durchlaufen. Die Gründungsquote liegt aktuell bei über 50 Prozent – darunter finden sich auch drei GmbH-Gründungen. Heuer sind neun Projekte, die zum Teil noch bis Mai 2020 laufen, dazugekommen. Die Initiative bringe viele Vorteile mit sich, ist Schwarz überzeugt: „Es ist auch eine Aufgabe einer Universität, der Gesellschaft zurückzugeben, was an Innovation entwickelt wird. Außerdem können wir unseren Absolventinnen und Absolventen dadurch sehr gute Karriereperspektiven bieten.“

Ziel sei, Theorie und Praxis eng miteinander zu verknüpfen. In den vergangenen Jahren habe der Anteil an Studierenden, die sich mit einer Idee selbstständig machen wollen, deutlich zugenommen: „Früher war Gründung fast ein Fremdwort. Jetzt können sich das viele vorstellen. Mit dem Projekt ist es auch möglich, Role Models zu schaffen“, meint Schwarz.

Projekte vor den Vorhang

Viel Potenzial habe beispielsweise das Projekt „Scheduling and Routing as a Service (SaRaaS)“. Die Lösung kann von mobilen Pflegediensten genutzt werden, um optimierte Routen und Fahrtenpläne für mobile Pflegerinnen und Pfleger automatisiert zu erstellen. Geplant ist ein Webservice, das einfach zu bedienen ist. „Eine zentrale Herausforderung stellt dabei die Entwicklung der Algorithmen dar“, so Schwarz.

Mit Chatbots beschäftigt sich „Neptun“: „Ziel ist, intelligente Dialog-Systeme, die auf den jeweiligen Einsatzbereich zugeschnitten sind, auf Basis Künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Die Chatbots sollen dazulernen und etwa unterschiedliche Fragestellungen verstehen“, erklärt Holzmann. Hier habe es im August bereits eine GmbH-Gründung gegeben.

Projektträger:

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Universitätsstraße 65-67
9020 Klagenfurt

Was wurde gefördert:

12 innovative, technologieorientierte Gründungsvorhaben wurden von der Universität in der ersten Phase der Selbständigkeit begleitet. Der Gründer, die Gründerin waren 9 Monate bei der AAU angestellt und nahmen am "Accelerator"-Programm des build! Gründerzentrums teil.

Förderstelle:

KWF Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds

Förderziele:

  • Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit von KMU durch die Förderung von Unternehmergeist und Gründungen

Projektzeitraum:

Mai 2018 - Mai 2020

Investitionsvolumen:

ca. 735.000 Euro

Fördermaßnahme:

M08 - Unterstützung wissensintesiver Gründungen

Fotos: ÖROK/APA-Fotoservice/Pöschl

War der Inhalt der Seite hilfreich?

Newsletter abonnieren